Mangan – Sicherheitsbewertung

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (European food safety authority, EFSA) hat letztmalig im Jahr 2023 Vitamine und Mineralstoffe hinsichtlich ihrer Sicherheit bewertet und für jeden Mikronährstoff, sofern ausreichend Daten vorlagen, einen sogenannten Tolerable Upper Intake Level (UL) festgesetzt. Dieser UL gibt die sichere Höchstmenge eines Mikronährstoffs wieder, die bei täglicher, lebenslanger Zufuhr aus allen Quellen keinerlei Nebenwirkungen hervorruft.

Die sichere tägliche Höchstmenge für Mangan liegt bei 8 mg [5].
Die sichere tägliche Höchstmenge für Mangan entspricht dem 4-fachen der empfohlenen Tagesdosis der EU (Nutrient Reference Value, NRV).

Dieser Wert gilt für Erwachsene sowie für Schwangere und Stillende [5].

Eine Mangankonzentration von 0,75 mg pro Liter Trinkwasser führte bei dauerhafter Aufnahme von 2 Litern am Tag zusätzlich zur herkömmlichen Ernährung zu keinen negativen Effekten [2]. Auch Mengen von 0,6 bis 4,3 mg Mangan aus Trinkwasser pro Tag zusätzlich zur herkömmlichen Ernährung, aufgenommen über 10 bis 40 Jahre, blieben ohne negative Effekte [1].

Unerwünschte Effekte einer überhöhten Manganzufuhr sind vor allem Nervenstörungen, hervorgerufen durch die Exposition gegenüber manganhaltigen Stäuben am Arbeitsplatz und durch die Aufnahme von kontaminiertem Trinkwasser.

Die berufliche Exposition gegenüber manganhaltigen Arbeitsstäuben führte nach dauerhafter Inhalation zu Myalgie (Muskelschmerzen), allgemeiner Schwäche, verlangsamter Bewegung, Appetitlosigkeit und Sprachstörungen bis zum "Manganismus", einer Nervenkrankheit ähnlich der Parkinson-Krankheit [1, 3]. Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) nimmt an, dass die Schwellendosis für neurologische Effekte zwischen 0,1 mg Mangan/m³ Luft und 1 mg Mangan/m³ Luft liegt [2, 3]. Der Aufnahmeweg der Inhalation ist allerdings für die Sicherheitsbewertung von Mangan aus Lebensmitteln zweitrangig.

Durch den dauerhaften Konsum von manganhaltigem Trinkwasser kam es ebenfalls zu neurologischen Störungen wie  Myalgie (Muskelschmerzen), allgemeiner Schwäche, Tremor (Zittern), Gedächtnisstörungen und eingeschränkten Reflexen. In Japan führte verunreinigtes Trinkwasser mit 14 mg Mangan pro Liter zu schweren Vergiftungserscheinungen wie Zittern und geistigen Störungen und in zwei Fällen bis zum Tod [2]. Eine weitere Studie beobachtete nach Aufnahme von mindestens 28 mg Mangan aus Trinkwasser zusätzlich zur herkömmlichen Ernährung ebenfalls neurologische Störungen [2].

In einer Studie an älteren Menschen ab 50 Jahren kam es bereits bei Mengen von 3,6 bis 4,6 mg Mangan aus Trinkwasser pro Tag zusätzlich zur herkömmlichen Ernährung zu unerwünschten Nebenwirkungen wie Depression, Müdigkeit, Halluzinationen bis zu Tremor (Zittern) und eingeschränkten Reflexen [1]. Dabei wurde die Manganaufnahme aus der Nahrung allerdings nicht bestimmt, wodurch die Gesamtaufnahme von Mangan nicht bekannt ist. Für ältere Menschen ab 50 Jahren wurde daher die oben genannte sichere tägliche Höchstmenge von 8,7 mg Mangan aus allen Quellen festgelegt.

Des Weiteren wurde folgendes Fachbuch für die Verfassung dieses Artikels herangezogen [4].

Literatur

  1. Report of the Expert Group on Vitamins and Minerals: Safe Upper Levels for Vitamins and Minerals. Food Standards Agency Publications 2003
  2. Scientific Committee on Food (SCF) and Scientific Panel on Dietetic Products, Nutrition and Allergies (NDA) of EFSA, Tolerable Upper Intake Levels for Vitamins and Minerals, European Food Safety Authority 2006, ISBN: 92-9199-014-0
  3. Bundesinstitut für Risikobewertung: Domke A, Großklaus R, Niemann B, Przyrembel H, Richter K, Schmidt E, Weißenborn A, Wörner B, Ziegenhagen R (Hrsg.) Verwendung von Mineralstoffen in Lebensmitteln – Toxikologische und ernährungsphysiologische Aspekte, Teil 2, BfR-Hausdruckerei Dahlem, 2004
  4. Hahn A, Ströhle A & Wolters M (2023). Ernährung. Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie (4. Auflage). Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft
  5. Scientific Committee on Food (SCF) and Scientific Panel on Dietetic Products, Nutrition and Allergies (NDA) of EFSA; Summary of Tolerable Upper Intake Levels Upper Intake Levels for Vitamins and Minerals; Vol. 9, 2023