Mangelsymptome
Vitamin D
Bei angeborenen Störungen des Vitamin D-Stoffwechsels kommt es bereits in utero und beim heranwachsenden Organismus zu Entwicklungsstörungen der Knochen [3]. Erworbene Störungen führen hingegen im bereits ausgebildeten Knochen zu einer verminderten Mineralisierung mit Neigung zu Verbiegungen und Spontanfrakturen [3]. Das klassische Bild des Vitamin D-Mangels ist einerseits die Rachitis beim Säugling beziehungsweise Heranwachsenden und andererseits die Osteomalazie beim Erwachsenen [3, 4].

Rachitis
Die Rachitis ist eine Vitamin D-Mangelerkrankung des Säuglings oder Heranwachsenden. Diese Stoffwechselstörung wird durch eine unzureichende intestinale Resorption und renale Reabsorption von Calcium und Phosphat hervorgerufen [4].  


Die ersten Anzeichen einer Rachitis sind

  • Niedrige Calcium- und Phosphatkonzentrationen
  • Erhöhte, alkalische Phosphataseaktivität im Serum
  • Sekundärer Hyperparathyreoidismus – als Reaktion auf die niedrigen Calcium-Serumspiegel (5-7 mg/100 ml) [2, 4, 7, 12, 13]
Aufgrund der ungenügenden Aufnahme von Calcium und Phosphat in den Knochen kommt es zu einer unzureichenden Mineralisierung  Demineralisierung  des Skeletts. In der Folge wird der Aufbau der harten Knochensubstanz gestört. Die Knochen werden weich und leicht deformierbar, woraus die klassischen Veränderungen an den Knochen (Knochenverbiegungen, wie zum Beispiel Genua vara) resultieren [2, 3, 4, 7, 11, 12, 13]. 


Klinische Symptomatik der Rachitis

  •  Rachitischer Rosenkranz im Bereich des Brustbeins – Sternums – (Auftreibungen der Knorpel-Knochen-Grenze der Rippen) [3]
  • Persistente Knochenverkrümmung (besonders Rückgratverkrümmung) beziehungsweise Verformungen des Skeletts, vorwiegend im Bereich des Brustbeins sowie Brustkorbs, aber auch des Schädels, der Wirbelsäule – Skoliose, Kyphose – und der Beine [3, 11]
  • Atypisches herzförmiges Becken [3]
  • Alopecia totalis – entzündliche Haarausfallerkrankung – bei den angeborenen Formen der Rachitis [3]
  • Beim wachsenden Organismus kommt es zu einer Dickenzunahme besonders im Gelenkbereich, die auf eine entsprechende Überbelastung der Epiphysen zurückzuführen ist [3]
  • Calciummangel führt neben sekundären Hyperparathyreoidismus zu Tetanien – Krämpfe der Extremitätenmuskulatur (Pfötchenstellung), Überempfindlichkeit des Nervensystems – und zerebralen Anfällen, wie epileptische beziehungsweise narkoleptische Anfälle [3, 11]
Schließlich verursacht Rachitis Störungen des Längenwachstums der Knochen, Knochenschmerzen, Zahnprobleme, Muskelschwund und ein erhöhtes Frakturrisiko [3, 4]. Rachitis tritt sowohl vermehrt bei farbigen Immigrantenkindern aus Entwicklungsländern auf, die keine Vitamin D-Prophylaxe erhalten [8, 10], als auch bei Kindern, die makrobiotisch ernährt werden [6, 9].  

Osteomalazie
Das der Rachitis entsprechende Krankheitsbild im Erwachsenenalter ist die Osteomalazie, denn zur Entwicklung dieser Stoffwechselstörung kommt es erst, wenn das Skelett vollständig ausgewachsen ist. Die Osteomalazie ist ebenfalls durch eine Mineralisationsstörung der Knochen charakterisiert, die zu einer Knochenerweichung mit entsprechenden Skelettveränderungen  Osteoidose des Knochens – führt [3, 4, 11].Aufgrund der Kollagenbildung kommt es zu einem abnorm hohen Verhältnis der weichen Knochenmatrix zum mineralisierten Knochen [4].   


Klinische Symptomatik der Osteomalazie

  • Verstärkte Osteoporose bei genetischer Disposition [3]
  • Muskuläre Schwäche [11]
  • Diffuse Knochenschmerzen – betroffen sind vor allem Brustkorb, Schultern, Wirbelsäule, Becken und Beine [11]
  • Mit fortschreitender Erkrankung kann es zu Spontanfrakturen, insbesondere des Beckenrings, kommen [3, 4]
  • Calciummangel führt zu einem sekundären Hyperparathyreoidismus und zu Tetanien [3]

Weitere Symptome eines Vitamin D-Mangels

Hypovitaminose D

Die Hypovitaminose D ist ein klinisches Syndrom, was vorwiegend bei älteren und bettlägerigen Menschen auftritt. Häufig leiden jedoch auch junge Personen sowie Menschen in Ländern jenseits der 40. Breitengrade an Hypovitaminose D [3].

  •  Änderungen in den Atemfunktionen [2, 7, 12, 13]
  • Verminderte Immunfunktion [2, 7, 12, 13]
  • Veränderungen im Muskelstoffwechsel, wie verringerte Muskelkraft und -tonus, beeinträchtigte Steuerung der Muskeltätigkeit, woraus eine erhöhte Sturzneigung älterer Menschen mit der Gefahr von Oberschenkelhalsbrüchen resultiert [1, 5]
  • Verstärkte Körperschwankungen (body sway) aufgrund einer gestörten neuromuskulären Koordination – erhöht ebenfalls die Fallneigung und damit die Gefahr von Frakturen [3]

 

Literatur

  1. Allain T.J., Dhesi J. (2003) Hypovitaminosis D in older adults. Gerontology 49: 273-278
  2. Bernecker P.M. (2004) Osteomalazie und Rachitis.Wien. Med. Wochenschr. 154:102-106
  3. Biesalski, H. K.; Köhrle, J.; Schümann, K. Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe. 30-31 Georg Thieme Verlag; Stuttgart/New York 2002
  4. Biesalski, H. K., Fürst, P., Kasper, H., Kluthe, R., Pölert, W., Puchstein, Ch., Stähelin, H., B. Ernährungsmedizin. 125-126 Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1999
  5. Bischoff-Ferrari H.A., Conzelmann M., Dick W., Theiler R., Stähelin H.B. (2003) Wirkung von Vitamin D auf die Muskulatur im Rahmen der Osteoporose. Z. Rheumatol. 62: 518-521
  6. Dagnelie P.C., Vergote FJVRA., van Staveren W.A., van den Berg H., Dingjan P.G., Hautvast JGAJ (1990) High prevalence of rickets in infants on macrobiotic diets. Am. J. Clin. Nutr. 51: 202-208
  7. Deluca H.F., Cantorna M.T. (2001) Vitamin D: its role and uses in immunology. FASEB J. 15: 2579-2585
  8. Fitzpatrik S., Sheard N.F., Clark N.G., Ritter M.L. (2000) Vitamin D-deficient rickets: a multifactorial disease. Nutr. Rev. 58: 218-222
  9. Hautvast JGAJ. (1990) High prevalence of rickets in infants on macrobiotic diets. Am. J. Clin. Nutr. 51: 202-208
  10. Kruse K. (2002) Aktuelle Aspekte der Vitamin D-Mangel-Rachitis. Monatsschr. Kinderheilkd. 148: 588-595
  11. Leitzmann, C., Müller, C., Michel, P., Brehme, U., Hahn, A., Laube, H. Ernährung in Prävention und Therapie. 342005 Hippokrates Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG
  12. Norman A.W. (2001) Chapter 13. Vitamin D. In: Present knowledge in nutrition. Eighth Edition. Bowman B.A., Russell R.M. (Eds.). ILSI Press, Washington, DC, p. 146-155 13. Wharton B., Bishop N. (2003) Rickets. Lancet 362: 1389-1400

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