Rachitis
Die Rachitis ist eine Vitamin D-Mangelerkrankung des Säuglings oder Heranwachsenden. Diese Stoffwechselstörung wird durch eine unzureichende intestinale Resorption und renale Reabsorption von Calcium und Phosphat hervorgerufen [4].
Die ersten Anzeichen einer Rachitis sind
- Niedrige Calcium- und Phosphatkonzentrationen
- Erhöhte, alkalische Phosphataseaktivität im Serum
- Sekundärer Hyperparathyreoidismus – als Reaktion auf die niedrigen Calcium-Serumspiegel (5-7 mg/100 ml) [2, 4, 7, 12, 13]
Klinische Symptomatik der Rachitis
- Rachitischer Rosenkranz im Bereich des Brustbeins – Sternums – (Auftreibungen der Knorpel-Knochen-Grenze der Rippen) [3]
- Persistente Knochenverkrümmung (besonders Rückgratverkrümmung) beziehungsweise Verformungen des Skeletts, vorwiegend im Bereich des Brustbeins sowie Brustkorbs, aber auch des Schädels, der Wirbelsäule – Skoliose, Kyphose – und der Beine [3, 11]
- Atypisches herzförmiges Becken [3]
- Alopecia totalis – entzündliche Haarausfallerkrankung – bei den angeborenen Formen der Rachitis [3]
- Beim wachsenden Organismus kommt es zu einer Dickenzunahme besonders im Gelenkbereich, die auf eine entsprechende Überbelastung der Epiphysen zurückzuführen ist [3]
- Calciummangel führt neben sekundären Hyperparathyreoidismus zu Tetanien – Krämpfe der Extremitätenmuskulatur (Pfötchenstellung), Überempfindlichkeit des Nervensystems – und zerebralen Anfällen, wie epileptische beziehungsweise narkoleptische Anfälle [3, 11]
Osteomalazie
Das der Rachitis entsprechende Krankheitsbild im Erwachsenenalter ist die Osteomalazie, denn zur Entwicklung dieser Stoffwechselstörung kommt es erst, wenn das Skelett vollständig ausgewachsen ist. Die Osteomalazie ist ebenfalls durch eine Mineralisationsstörung der Knochen charakterisiert, die zu einer Knochenerweichung mit entsprechenden Skelettveränderungen – Osteoidose des Knochens – führt [3, 4, 11].Aufgrund der Kollagenbildung kommt es zu einem abnorm hohen Verhältnis der weichen Knochenmatrix zum mineralisierten Knochen [4].
Klinische Symptomatik der Osteomalazie
- Verstärkte Osteoporose bei genetischer Disposition [3]
- Muskuläre Schwäche [11]
- Diffuse Knochenschmerzen – betroffen sind vor allem Brustkorb, Schultern, Wirbelsäule, Becken und Beine [11]
- Mit fortschreitender Erkrankung kann es zu Spontanfrakturen, insbesondere des Beckenrings, kommen [3, 4]
- Calciummangel führt zu einem sekundären Hyperparathyreoidismus und zu Tetanien [3]
Weitere Symptome eines Vitamin D-Mangels
Hypovitaminose DDie Hypovitaminose D ist ein klinisches Syndrom, was vorwiegend bei älteren und bettlägerigen Menschen auftritt. Häufig leiden jedoch auch junge Personen sowie Menschen in Ländern jenseits der 40. Breitengrade an Hypovitaminose D [3].
- Änderungen in den Atemfunktionen [2, 7, 12, 13]
- Verminderte Immunfunktion [2, 7, 12, 13]
- Veränderungen im Muskelstoffwechsel, wie verringerte Muskelkraft und -tonus, beeinträchtigte Steuerung der Muskeltätigkeit, woraus eine erhöhte Sturzneigung älterer Menschen mit der Gefahr von Oberschenkelhalsbrüchen resultiert [1, 5]
- Verstärkte Körperschwankungen (body sway) aufgrund einer gestörten neuromuskulären Koordination – erhöht ebenfalls die Fallneigung und damit die Gefahr von Frakturen [3]
Literatur
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