Phytoöstrogene

Phytoöstrogene, eine Gruppe sekundärer Pflanzenstoffe, erlangen ihre Bedeutung durch ihre strukturelle und funktionelle Ähnlichkeit zu den körpereigenen steroidalen Östrogenen. Diese Ähnlichkeit ermöglicht es Phytoöstrogenen, an Östrogenrezeptoren zu binden und modulierende Effekte auszuüben, die sowohl östrogene als auch antiöstrogene Aktivitäten umfassen können. Obwohl ihre Wirksamkeit nur etwa 0,1 % der endogenen Östrogene beträgt, sind sie von erheblichem biologischem und medizinischem Interesse [1-3].

Hauptklassen der Phytoöstrogene

  • Lignane: Diese Substanzen sind nicht nur in pflanzlichen Quellen wie Leinsamen und Kürbiskernen präsent, sondern spielen auch eine wichtige Rolle in der Synthese von Ligninen. Lignane finden sich weiterhin in Getreide, unraffinierten Getreidemehlen und Getreidekleie.
  • Isoflavonoide (Isoflavone): Diese Klasse von Phytoöstrogenen ist besonders reichhaltig in Hülsenfrüchten der Tropen, vor allem in Sojabohnen. Produkte wie Tofu, Tempeh und Sojamilch sind daher ausgezeichnete Isoflavonquellen. Die tägliche Aufnahme von Isoflavonoiden kann leicht 5 mg überschreiten, abhängig von der Ernährung.

Gesundheitliche Bedeutung

Phytoöstrogene werden häufig mit potenziellen gesundheitlichen Vorteilen in Verbindung gebracht, insbesondere was ihre Rolle bei der Prävention bestimmter Krebsarten betrifft. Zu den relevanten Tumorerkrankungen gehören Mammakarzinom (Brustkrebs), Endometriumkarzinom (Gebärmutterschleimhautkrebs), Prostatakarzinom sowie Kolon- und Bronchialkarzinome (Dickdarm- und Lungenkrebs). Studien deuten darauf hin, dass die niedrigere Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) dieser Krebserkrankungen in asiatischen Ländern teilweise auf die höhere Aufnahme von Phytoöstrogenen durch Sojaprodukte zurückgeführt werden kann.

Phasen der Tumorbeeinflussung durch Phytoöstrogene:

  • Initiation (Phase 1):

    • Extrazellulär: Reduktion der Bildung von primären und sekundären Gallensäuren.
    • Intrazellulär: Hemmung der Aktivierung von Prokarzinogenen.
  • Promotion (Phase 2):

    • Ausübung einer Anti-Östrogenwirkung.
  • Progression (Phase 3):

    • Inhibierung der Angiogenese, also der Neubildung von Blutgefäßen, die das Tumorwachstum unterstützen.

Zusätzlich zeigen Phytoöstrogene antioxidative Eigenschaften. Besonders das Isoflavonoid Genistein ist hierfür bekannt. Es inhibiert die Entstehung oxidativer DNA-Schäden sowie die Peroxidation von Triglyceriden und LDL-Cholesterin, was wiederum zum Schutz vor verschiedenen Krankheitsprozessen beitragen kann.

Vorkommen von Phytoöstrogenen

Phytoöstrogene sind weit verbreitet in der Pflanzenwelt, aber einige Lebensmittel sind besonders reich an diesen Verbindungen:

  • Sojabohnen und Sojaprodukte: Eine der reichsten Quellen für Isoflavone, die in der asiatischen Ernährung häufig vorkommen.
  • Leinsamen: Diese Samen sind besonders reich an Lignanen, die im menschlichen Darm in physiologisch aktive Formen umgewandelt werden.
  • Kürbiskerne: Eine weitere gute Quelle für Lignane.
  • Hülsenfrüchte und Getreide: Neben Sojabohnen enthalten auch andere Hülsenfrüchte und Getreidesorten nennenswerte Mengen an Phytoöstrogenen.

Der regelmäßige Konsum dieser Lebensmittel kann die Aufnahme von Phytoöstrogenen erhöhen und möglicherweise gesundheitsfördernde Effekte haben, insbesondere in Bezug auf die Prävention bestimmter Krebsarten.

Literatur

  1. Schek A: Ernährungslehre kompakt. Umschau Zeitschriftenverlag GmbH, 4. Auflage, 2011
  2. Hahn A, Ströhle A & Wolters M. (2023). Ernährung. Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie (4. Auflage). Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft
  3. Sharma AK, Sharma A (2024). Natural Secondary Metabolites. From Nature, Through Science, to Industry. (1st Ed.). Springer Verlag