Niacin (Vitamin B3) – Sicherheitsbewertung

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (European food safety authority, EFSA) hat letztmalig im Jahr 2006 Vitamine und Mineralstoffe hinsichtlich ihrer Sicherheit bewertet und für jeden Mikronährstoff, sofern ausreichend Daten vorlagen, einen sogenannten Tolerable Upper Intake Level (UL) festgesetzt. Dieser UL gibt die sichere Höchstmenge eines Mikronährstoffs wieder, die bei täglicher, lebenslanger Zufuhr aus allen Quellen keinerlei Nebenwirkungen hervorruft.

Unter der Bezeichnung Niacin werden die Verbindungen Nicotinamid und Nicotinsäure zusammengefasst. Aufgrund ihres unterschiedlichen Gefährdungspotentials ist eine getrennte Bewertung von Nicotinamid und Nicotinsäure erforderlich.

Die sichere tägliche Höchstmenge für Nicotinamid liegt bei 900 mg [1].
Die sichere tägliche Höchstmenge für Nicotinamid entspricht dem 56-fachen
der empfohlenen Tagesdosis der EU (Nutrient Reference Value, NRV).

Dieser Wert gilt für erwachsene Männer und Frauen ab 19 Jahren. Er gilt aufgrund unzureichender Daten nicht für Schwangere und Stillende [1].

Die Angaben der NVS II (Nationale Verzehrsstudie II, 2008) zur täglichen Aufnahme von Niacin aus allen Quellen (konventionelle Ernährung und Nahrungsergänzungen) lassen erkennen, dass eine Menge von 900 mg bei weitem nicht erreicht wird [4].

Es sind bisher keine unerwünschten Nebenwirkungen einer überhöhten Zufuhr von Nicotinamid aus der Nahrung und Nahrungsergänzungen beobachtet worden [2].

Der NOAEL (No Observed Adverse Effect Level) – die höchste Dosis eines Stoffes, die auch bei andauernder Aufnahme keine erkennbaren und messbaren negativen Auswirkungen hat – wurde von der EFSA für Nicotinamid auf 1.750 mg pro Tag festgesetzt [1]. Demnach ist die Dosis, bei der keine negativen Effekte festgestellt werden konnten, doppelt so hoch wie die sichere tägliche Höchstmenge.

Unerwünschte Nebenwirkungen einer überhöhten Nicotinamid-Zufuhr (bis zu 3.000 mg Nicotinamid pro Tag) mit der Nahrung und Nahrungsergänzungen waren in sehr seltenen Fällen gastrointestinale Störungen wie Nausea (Übelkeit) und in Einzelfällen hepatotoxische Reaktionen (Schädigungen der Leber) [1, 2].

Die sichere tägliche Höchstmenge für Nicotinsäure liegt bei 10 mg [1].

Dieser Wert gilt für erwachsene Männer und Frauen ab 19 Jahren. Er gilt aufgrund unzureichender Daten nicht für Schwangere und Stillende [1].

Der LOAEL (Lowest Observed Adverse Effect Level) von Nicotinsäure – die niedrigste Dosis eines Stoffes, bei der gerade noch negative Auswirkungen beobachtet wurden – wurde von der EFSA auf 30 mg festgesetzt [1].

Als unerwünschte Effekte einer hohen Nicotinsäure-Zufuhr in Mengen von 30 mg wurden Pruritus (Juckreiz), Hitzegefühl, Flush (plötzliche Hautrötungen) und teilweise auch Urtikaria (Nesselsucht) beobachtet [2]. Zudem kann eine derartige Menge Nicotinsäure eine gefäßerweiternde Wirkung haben und auf die Blutgerinnung wirken. Bei sehr hohen Zufuhrmengen an Nicotinsäure (300 bis über 3.000 mg pro Tag) kann es zu Nausea (Übelkeit), Erbrechen, Sodbrennen, Diarrhoe (Durchfall) bis hin zu abnormalen Leberwerten (Anstieg von Transaminasen und/oder alkalischer Phosphatase) und Ikterus (Gelbsucht) kommen.

Mit Lebensmitteln ist es jedoch nicht möglich, solche Mengen an Nicotinsäure aufzunehmen, die zu unerwünschten Nebenwirkungen führen können [3]. Da Nicotinamid auch in großen Mengen nur zu leichten Nebenwirkungen führen kann, wird es der Nicotinsäure oft vorgezogen [2]. In Nahrungsergänzungen und angereicherten Lebensmitteln wird vorwiegend Nicotinamid verwendet.

Literatur

  1. Scientific Committee on Food (SCF) and Scientific Panel on Dietetic Products, Nutrition and Allergies (NDA) of EFSA, Tolerable Upper Intake Levels for Vitamins and Minerals, European Food Safety Authority 2006, ISBN: 92-9199-014-0
  2. Bundesinstitut für Risikobewertung: Domke A., Großklaus R., Niemann B., Przyrembel H., Richter K., Schmidt E., Weißenborn A., Wörner B., Ziegenhagen R. (Hrsg.); Verwendung von Vitaminen in Lebensmitteln – Toxikologische und ernährungsphysiologische Aspekte Teil 1. BfR-Hausdruckerei Dahlem, 2004
  3. Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Österreichische Gesellschaft für Ernährung, Schweizerische Gesellschaft für Ernährungsforschung, Schweizerische Vereinigung für Ernährung: Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. 5. Auflage. In: DGE/ÖGE/SGE/SVE. Umschau- Braus-Verlag, Frankfurt/Main (2013)
  4. Max-Rubner-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel (Hrsg.); Nationale Verzehrsstudie II, Ergebnisbericht, Teil 2; Karlsruhe, 2008