Thiamin (Vitamin B1) – Risikogrupppen

Vitamin B1, auch bekannt als Thiamin, spielt eine zentrale Rolle im Kohlenhydratstoffwechsel und ist entscheidend für die Energieproduktion und normale Nervenfunktion. Ein Mangel an Thiamin kann zu schwerwiegenden Gesundheitsproblemen wie Beriberi und Wernicke-Enzephalopathie führen. Bestimmte Gruppen sind besonders anfällig für einen Thiamin-Mangel.

Personen mit Mangel- und Fehlernährung

Individuen, die sich einseitig ernähren, insbesondere mit einer Kost, die reich an einfachen Kohlenhydraten und arm an Thiamin ist, sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt. Eine unausgewogene Ernährung, die arm an Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten und Fleisch ist, kann zu einem signifikanten Thiamin-Mangel führen [1].

Chronischer Alkoholmissbrauch

Alkohol beeinträchtigt die Thiamin-Aufnahme und -Speicherung und führt häufig zu einem Mangel. Personen mit chronischem Alkoholmissbrauch haben oft auch eine unzureichende Ernährung, was das Risiko weiter erhöht [3].

Malabsorptionssyndrome

Erkrankungen wie Morbus Crohn und Sprue können die Fähigkeit des Darms zur Absorption von Thiamin stark beeinträchtigen. Auch die langfristige Einnahme von Medikamenten wie Antazida kann die Resorption von Thiamin hemmen, insbesondere wenn hohe Mengen von Schwarztee konsumiert werden, der ebenfalls die Aufnahme von Thiamin behindert [1].

Chronische Hämodialyse

Patienten, die regelmäßig einer Hämodialyse unterzogen werden, verlieren mitunter bedeutende Mengen an Thiamin während des Dialyseprozesses. Dies kann zu einem chronischen Mangel führen, wenn keine angemessene Supplementierung erfolgt [3].

Diabetische Azidose und schwere Leberfunktionsstörungen

Bei diabetischer Azidose wird Thiamin schneller verbraucht, was das Risiko für einen Mangel erhöht. Ähnlich verhält es sich bei schweren akuten Leberfunktionsstörungen, bei denen die Kapazität zur Thiamin-Speicherung und -Verwertung beeinträchtigt sein kann [3].

Genetische Defekte

Personen mit genetischen Defekten, die den Thiamin-Stoffwechsel beeinträchtigen, sind ebenfalls anfällig für Mängel, da ihr Körper nicht in der Lage ist, Thiamin effektiv zu metabolisieren oder zu nutzen [3].

Schwangere und Stillende

Der Thiamin-Bedarf ist in Schwangerschaft und Stillzeit erhöht, um den Bedürfnissen des wachsenden Fötus bzw. Säuglings gerecht zu werden. Unzureichende Zufuhr während dieser kritischen Zeiten kann sowohl für die Mutter als auch für das Kind Risiken bergen [3].

Hinweis zum Versorgungszustand

Laut der Nationalen Verzehrsstudie II aus dem Jahr 2008 erreichen 21 % der Männer und 32 % der Frauen in Deutschland nicht die empfohlene Tageszufuhr von Vitamin B1. Besonders kritisch ist die Versorgungslage bei Frauen im Alter von 65 bis 80 Jahren, bei denen 40 % die empfohlenen Werte nicht erreichen.

Literatur

  1. BfArM (2001) Musterfachinformation: Cholecalciferol / Ergocalciferol. Nr. Fi280009.doc, Stand: 09.04.2001 2.
  2. Bundesinstitut für Risikobewertung: Domke A., Großklaus R., Niemann B., Przyrembel H., Richter K., Schmidt E., Weißenborn A., Wörner B., Ziegenhagen R. (Hrsg.) Verwendung von Vitaminen in Lebensmitteln – Toxologische und ernährungsphysiologischen Aspekte Teil 1. BfR-Hausdruckerei Dahlem, 2004
  3. DGE/ÖGE/SGE/SVE (2000) Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Österreichische Gesellschaft für Ernährung, Schweizerische Gesellschaft für Ernährungsforschung, Schweizerische Vereinigung für Ernährung Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. 1. Auflage. Umschau Braus Verlag, Frankfurt am Main