Jod – Nebenwirkungen

Eine akute Jodvergiftung ist selten und tritt normalerweise nur bei Dosen im Grammbereich auf.

Symptome einer akuten Jodvergiftung können ein brennendes Gefühl der Mundschleimhaut, der Kehle und des Magens, Fieber, Nausea (Übelkeit), Erbrechen, Diarrhoe (Durchfall), schwacher Puls und Koma sein.

Es ist selten, mehr als 2 mg Jod täglich über die Nahrung aufzunehmen, meistens liegt die tägliche Jodaufnahme durch die Nahrung bei weniger als 1 mg pro Tag. Die Bewohner einiger Regionen, wie an den Nordküstengebieten von Japan, wo die typische Nahrung große Mengen Seetang enthält, kann die Jodaufnahme 50 bis 80 mg pro Tag betragen.

Achtung!
Bei Bevölkerungen, die an einer Jodunterversorgung durch die Jodarmut der Nahrung leiden, können Joddosen von 150-200 Mikrogramm
(0,15-0,2 mg) zu einer Steigerung der Inzidenz der jodbedingten Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) führen. Eine Jodunterversorgung erhöht das Risiko, dass die Schilddrüse autonome Schilddrüsenknötchen ausbildet, die sich den Regulationsmechanismen des Körpers entziehen, was diese erhöhte Hyperthyresoseinzidenz erklärt. Dennoch ist der Nutzen einer Jod-Supplementierung in solchen Bevölkerungen weitaus größer als das Risiko
.

Bei Menschen mit normaler Schilddrüsenfunktion kann es durch einen permanenten Jodüberschuss zu einer Hemmung der Bildung der Schilddrüsenhormone kommen [2]: Erhöhte Jod-Plasmaspiegel führen zu einer verminderten Jodaufnahme in die Follikelepithelzellen der Schilddrüse, den sogenannten Thyreozyten, und somit zu einer reduzierten Synthese der Schilddrüsenhormone. So zeigte eine Studie an euthyreoten Probanden (Personen mit normaler Schilddrüsenfunktion), dass eine Supplementierung mit hohen Jodmengen (1.000 µg/Tag) zu einem signifikanten Anstieg des TSH (Thyroidea stimulierendes Hormon) und zu einem kleinen, aber signifikanten Abfall der totalen T3 (Trijodthyronin)-Konzentration im Serum führte [3]. Dieser Mechanismus wird als Wolff-Chaikoff-Effekt bezeichnet und erfüllt den Zweck eines Kompensationsmechanismus der gesunden Schilddrüse zur Prävention einer hyperthyreotischen Stoffwechsellage (Schilddrüsenüberfunktion) bei hohem Jod-Plasmaspiegel durch eine gesteigerte Zufuhr (Jodexzess). Der Prozess ist selbst limitierend, das heißt unabhängig von der Jod-Plasmakonzentration wird nach zwei bis vier Wochen die Hormonsynthese trotz Jodüberschuss normgerecht fortgesetzt („Escape-Phänomen“). Bei gestörter Schilddrüsenfunktion, wie sie beispielsweise im Rahmen einer Hashimoto-Thyreoditis vorliegt, versagt jedoch der Escape-Mechanismus und es kann sich eine jodinduzierte Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) entwickeln.

Es ist anzumerken, dass einige Personen empfindlicher auf Jod reagieren können und daher eine geringere tägliche Jodzufuhr benötigen. Zu diesen Patienten gehören solche, die an einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, an einer multifokalen Autonomie der Schilddrüse oder an Mukoviszidose leiden.

Durch eine Jod-Supplementation in Bevölkerungen in jodarmen Gebieten, hat sich die Inzidenz des papillären Schilddrüsenkarzinoms gesteigert, während gleichzeitig ein Abfall der Inzidenz des follikulären Schilddrüsenkarzinoms beobachtet werden konnte.

Das Linus Pauling Institut sieht, durch das ausreichende Jodangebot in der Nahrung der westlichen Länder, keine Notwendigkeit für eine Supplementierung, auch nicht für ältere Personen.
Lediglich für schwangere und stillende Frauen, bedingt durch die Wichtigkeit von Jod bei der neurologischen Entwicklung des ungeborenen Lebens und des Neugeborenen, wird eine Supplementierung mit bis zu 150 Mikrogramm (0,15 mg) pro Tag empfohlen.

Die sichere tägliche Höchstmenge für Jod liegt gemäß der European food safety authority (EFSA; Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) – bei 600 µg [1].
Die sichere tägliche Höchstmenge für Jod entspricht dem 4-fachen der empfohlenen Tagesdosis der EU (Nutrient Reference Value, NRV).

Die oben angegebene sichere tägliche Höchstmenge gilt für Erwachsene ab 18 Jahren sowie für Schwangere und Stillende.
Die sichere tägliche Höchstmenge gilt nicht für Bevölkerungsgruppen mit Jodmangelsymptomen und für Personen, welche mit Jod therapeutisch behandelt werden.

Des Weiteren wurde folgendes Fachbuch für die Verfassung dieses Artikels herangezogen [4].

Literatur

  1. Scientific Committee on Food (SCF) and Scientific Panel on Dietetic Products, Nutrition and Allergies (NDA) of EFSA, Tolerable Upper Intake Levels for Vitamins and Minerals, European Food Safety Authority 2006, ISBN: 92-9199-014-0
  2. Gesundheitliche Risiken durch zu hohen Jodgehalt in getrockneten Algen. Aktualisierte Stellungnahme Nr. 026/2007 des BfR vom 22. Juni 2004
  3. Clark CD, Bassett B, Burge MR, 2003. Effects of kelp supplementation on thyroid function in euthyroid subjects. Endocrine Practice 9, 363-369
  4. Hahn A, Ströhle A & Wolters M (2023). Ernährung. Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie (4. Auflage). Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft