Jod – Risikogruppen

Jod ist ein essentielles Spurenelement, das für die Synthese der Schilddrüsenhormone benötigt wird. Ein Mangel an Jod kann zu erheblichen gesundheitlichen Problemen führen, darunter Kropfbildung und Hypothyreose [11]. Etwa 30 % der Bevölkerung in Deutschland sind von einem klinisch manifesten Jodmangel oder einer Speicherentleerung bedroht, wobei Frauen etwa fünfmal häufiger betroffen sind als Männer [3]. Dieser Artikel untersucht die Risikogruppen für Jodmangel und die damit verbundenen Gesundheitsrisiken.

Risikogruppen für Jodmangel

  • Personen mit lacto-vegetarischer oder veganer Ernährungsweise
    • Diese Ernährungsformen können zu Jodmangel führen, insbesondere wenn kein jodiertes Speisesalz, Jodtabletten oder jodreiche Produkte wie Meeresalgen konsumiert werden [8].
  • Regelmäßige Raucher
    • Thiocyanat, ein Abbauprodukt von Cyanid im Zigarettenrauch, hemmt die Jodaufnahme und beeinträchtigt die Hormonsynthese in der Schilddrüse. Raucher haben daher ein erhöhtes Risiko für Kropfbildung [1, 6].
  • Hohe Nitratbelastung durch Nahrung und Trinkwasser
    • Nitrat, das in Lebensmitteln wie Spinat, Rettich, Radieschen und Mangold sowie im Trinkwasser (>50 mg/L) vorkommt, kann den aktiven Jodidtransport in der Schilddrüse und im Gastrointestinaltrakt hemmen [4, 9]. Dies erhöht das Risiko für Jodmangel und Struma.
  • Schwangere und Stillende
    • Diese Gruppen haben einen erhöhten Jodbedarf, um eine subklinische Hypothyreose bei Mutter und Kind zu verhindern [2, 5]. Eine ausreichende Jodzufuhr während der Schwangerschaft und Stillzeit ist entscheidend für die Entwicklung des Fötus und Neugeborenen [7].
  • Personen mit hohem Nitratverbrauch
    • Hohe Nitratbelastungen können die Strumaprävalenz erhöhen, besonders in Verbindung mit Jodmangel [10].

Versorgungssituation in Deutschland

Nach der Nationalen Verzehrsstudie II von 2008 erreichen viele Deutsche die empfohlene tägliche Jodzufuhr nicht:

  • Ohne Berücksichtigung von jodiertem Speisesalz:
    • Nur 1-6 % der Frauen und 3-5 % der Männer erreichen die Zufuhr-Empfehlung. Den am schlechtesten versorgten Männern und Frauen fehlen circa 130-160 µg Jod (Empfehlungen: 200 µg/Tag für 19-50 Jahre, 180 µg/Tag für >50 Jahre).
  • Mit Berücksichtigung von jodiertem Speisesalz:
    • Nur 26-61 % der Frauen und 70-80 % der Männer erreichen die Zufuhr-Empfehlung. Den am schlechtesten versorgten Männern fehlen circa 60-75 µg Jod und den Frauen circa 75-110 µg Jod. Die Defizite sind in der Altersgruppe von 19-50 Jahren am stärksten.

Fazit

Jodmangel ist ein bedeutendes gesundheitliches Problem in Deutschland, das vor allem bestimmte Risikogruppen betrifft. Eine ausreichende Jodzufuhr ist entscheidend, um gesundheitliche Probleme wie Kropfbildung und Hypothyreose zu verhindern. Besonders gefährdete Gruppen sollten auf eine ausreichende Jodaufnahme achten, sei es durch jodiertes Speisesalz, Jodtabletten oder jodreiche Lebensmittel [11].

Literatur

  1. Barrère X, Valeix P, Preziosi P, Bensimon M, Pelletier B, Galan P, Hercberg S (2000) Determinants of thyroid volume in healthy French adults in the SU.VI.MAX cohort. Clin. Endocrinol. 52: 273-278
  2. BgVV / BZgA (2001) Merkblatt Nr. 58. Jod, Folsäure und Schwangerschaft. Ratschläge für Ärzte.
    Herausgegeben vom Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Ausgabe 2001 
  3. Bundesinstitut für Risikobewertung: Domke A, Großklaus R, Niemann B, Przyrembel H, Richter K, Schmidt E, Weißenborn A, Wörner B, Ziegenhagen R (Hrsg.) Verwendung von Mineralstoffen in Lebensmitteln - Toxologische und ernährungsphysiologischen Aspekte Teil 2. BfR-Hausdruckerei Dahlem, 2004
  4. Eskandari S, Loo DD, Dai G, Levy O, Wright EM, Carrasco N (1997) Thyroid Na+/I-symporter. Mechanism, stoichiometry, and specificity. J. Biol. Chem. 272: 27230-27238
  5. Gärtner R, Manz F, Grossklaus R (2001) Representative data of iodine intake and urinary excretion in GermanyExp. Clin. Endocrinol. Diabetes 109: 2-7 
  6. Hampel R, Zöllner H, Demuth M, Kühlberg T, Kramer A (1999) Die Bedeutung von Thiocyanat für die Strumaendemie in Deutschland. Dtsch. Lebensm.-Rdsch. 95: 236-240
  7. Liesenkötter KP, Göpel W, Bogner U, Stach B, Grüters A. (1996) Earliest prevention of endemic goiter by iodine supplementation during pregnancy. Eur. J. Nutr. 80: 529-535
  8. Remer T, Neubert A, Manz F (1999) Increased risk of iodine deficiency with vegetarian nutrition. Br. J. Nutr. 81: 45-49  
  9. Szokeova E, Tajtakova M, Mirossay L, Mojzis J, Langer P, Marcinova E, Petrovicova J, Zemberova E, Bodnar J (2001) Effect of nitrates on active transport of iodine. Vnitr Lek. 47: 768-771
  10. van Maanen JMS, van Dijk A, Mulder K, de Baets MH, Menheere PCA, van der Heide D, Mertens PLJM, Kleinjans JCS (1994) Consumption of drinking water with high nitrate levels causes hypertrophy of thyroid. Toxicol. Lett. 72: 365-374
  11. Hahn A, Ströhle A & Wolters M (2023). Ernährung. Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie (4. Auflage). Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft