Schlafbeere (Withania somnifera) – Sicherheitsbewertung

Withania somnifera, auch bekannt als Schlafbeere oder Ashwagandha, ist eine Pflanze, die seit über 3.000 Jahren in der ayurvedischen Medizin verwendet wird. Aufgrund ihrer adaptogenen Eigenschaften wird sie häufig zur Reduzierung von Stress, zur Verbesserung der Schlafqualität und zur Stärkung des Immunsystems eingesetzt. Obwohl Ashwagandha allgemein als sicher gilt, ist es wichtig, mögliche Nebenwirkungen und Interaktionen zu berücksichtigen.

Sicherheit und Verträglichkeit

Historische und klinische Daten

Da die Schlafbeere seit über 3.000 Jahren als Heilpflanze in der ayurvedischen Medizin verwendet wird, ist eine ernsthafte Toxizität sehr unwahrscheinlich. Hierbei wurden meist geringe Dosierungen verwendet. Auch im Rahmen klinischer Interventionsstudien sind keine signifikanten Nebenwirkungen aufgetreten, und die verwendeten Extrakte aus Blättern und Wurzeln wurden von den Teilnehmern gut vertragen [1-5].

Toxizität und andere schädigende Wirkungen

Anhand der aktuellen Datenlage gibt es keine Hinweise darauf, dass die Schlafbeere toxische, mutagene, kanzerogene (krebserregende), teratogene ("fruchtschädigende") oder sonstige schädigende Wirkungen besitzt [6].

Dosierungsempfehlungen

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gibt eine tägliche Dosierempfehlung von 4,5 mg bis 7,5 mg Withanolide an [7]. Über das Internet wird eine Vielzahl an Produkten mit Schlafbeere angeboten. Je nach Verzehrempfehlung schwankt die Einnahme an Withanoliden zwischen 5 mg und 61 mg.

Nebenwirkungen

Gastrointestinale Beschwerden

Entsprechend den Angaben der WHO (World Health Organization) kann die Einnahme der Schlafbeere zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall führen [6]. Diese Nebenwirkungen treten typischerweise bei höheren Dosierungen auf, die deutlich über den empfohlenen Werten liegen.

Risiken für Schwangere und Stillende

Mangels ausreichender Daten zur Sicherheit und der Tatsache, dass Schlafbeeren-Extrakte historisch als Abortivum (Abtreibungsmittel) eingesetzt wurden, sollten diese nicht von Schwangeren und Stillenden eingenommen werden [6, 7]. Auch Kinder sollten Schlafbeeren-Präparate aufgrund der fehlenden Datenlage nicht zu sich nehmen [6, 7].

Fallberichte über Nebenwirkungen

Ein Fallbericht beschreibt eine 32-jährige Frau, die aufgrund von chronischer Müdigkeit täglich 500 mg eines Extraktes aus den Schlafbeeren-Blättern zu sich nahm. Nach wenigen Wochen nahm sie 10 kg Körpergewicht ab und es traten Symptome wie Tachykardie (Herzfrequenz > 100 Schläge pro Minute), Tremor (Zittern) und Verwirrung auf. Basierend auf den gemessenen Thyreotropin- und Thyroxin-Spiegeln diagnostizierte der Hausarzt eine Thyrotoxikose. Nach Absetzen des Schlafbeeren-Extraktes verschwanden die Symptome und es kam zur Normalisierung der Hormonspiegel. Weitere Fälle dieser Art sind bisher nicht aufgetreten [8].

Zusammenfassung

Withania somnifera (Ashwagandha) wird seit Jahrtausenden sicher in der traditionellen Medizin verwendet. Klinische Studien bestätigen die gute Verträglichkeit der Pflanze, und es gibt keine Hinweise auf toxische, mutagene, kanzerogene oder teratogene Wirkungen. Dennoch sollten bestimmte Personengruppen, wie Schwangere, Stillende und Kinder, aufgrund fehlender Daten auf die Einnahme verzichten. Bei der Anwendung von Ashwagandha sollten die empfohlenen Dosierungen beachtet werden, um das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren.

Literatur

  1. Ziegenfuss TN, Kedia AW, Sandrock JE, Raub BJ, Kerksick CM, Lopez HL: Effects of an Aqueous Extract of Withania somnifera on Strength Training Adaptations and Recovery: The STAR Trial. Nutrients. 2018 Nov 20;10(11).
  2. Chandrasekhar K, Kapoor J, Anishetty S: A prospective, randomized double-blind, placebo-controlled study of safety and efficacy of a high-concentration full-spectrum extract of ashwagandha root in reducing stress and anxiety in adults. Indian J Psychol Med. 2012 Jul;34(3):255-62.
  3. Auddy B, Hazra J, Mitra A, Abedon B, Ghosal S: A Standardized Withania Somnifera Extract Significantly Reduces Stress-Related Parameters in Chronically Stressed Humans: A Double-Blind, Randomized, Placebo-Controlled Study. JANA. 2008,11(1).
  4. Andrade C, Aswath A, Chaturvedi SK, Srinivasa M, Raguram R: A double-blind, placebo-controlled evaluation of the anxiolytic efficacy ff an ethanolic extract of withania somnifera. Indian J Psychiatry. 2000 Jul;42(3):295-301.
  5. Cooley K, Szczurko O, Perri D, Mills EJ, Bernhardt B, Zhou Q, Seely D: Naturopathic care for anxiety: a randomized controlled trial ISRCTN78958974. PLoS One. 2009 Aug 31;4(8):e6628.
  6. WHO: Radix Withaniae. In: WHO monographs on selected medicinal plants. 2009;Volume 4. 373–391.
  7. Bundesinstitut für Risikobewertung. Klenow S, Latté KP, Wegewitz U, Dusemund B, Pöting A, Appel KE, Großklaus R, Schumann R, Lampen A (Hrsg.): Risikobewertung von Pflanzen und pflanzlichen Zubereitungen. BfR-Hausdruckerei Dahlem, Berlin 2012.
  8. van der Hooft CS, Hoekstra A, Winter A, de Smet PA, Stricker BH: [Thyrotoxicosis following the use of ashwagandha]. Ned Tijdschr Geneeskd. 2005 Nov 19;149(47):2637-8.